Das Sterben der Vögel

Harald Knust
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Das Insektensterben und das Vogelsterben bedingen einander; denn Insekten sind Teil der Nahrungskette. Insekten sind Nahrung für viele Tierarten – eben auch für Vögel und besonders oft für die Aufzucht dessen Nachwuchs an Jungvögeln.

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Mehlschwalbe – Foto: arte-Doku

Die hier zitierte Arte-Dokumentation versucht Ursachen aufzuzeigen:

Vermisst – Wo sind die Vögel?

Vögel sind Nachfahren der Dinosaurier und älter als die Menschheit, doch überall verschwinden sie. Allein in Deutschland ist die Zahl der Feld- und Wiesenvögel in 30 Jahren um mehr als die Hälfte gesunken, in Frankreich mehr als ein Drittel (38 Prozent).

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Wiedehopf – Foto: arte-Doku

Betroffen sind auch Kiebitze, Feldlerchen und Rebhühner.

Die britische Vogel-Bloggerin Mya-Rose Craig hat sich auf eine Spurensuche nach den Ursachen gemacht und dabei Wissenschaftler, Landwirte und den US-Bestsellerautoren und Vogelbeobachter Jonathan Franzen getroffen. An der Universität von Exeter haben Wissenschaftler einen europaweiten Rückgang der Vögel seit 1980 um 421 Millionen Tiere festgestellt. Statt vier Vögeln pro Einwohner gibt es heute nur noch drei oder weniger.

Ein Besuch bei der französischen Vogelkoryphäe Frédéric Jiguet zeigt: Es sind vor allem die Feld- und Wiesenvögel, die verschwinden. Diese Vogelgruppe lebt dort, wo früher Kühe auf Weiden standen und Bauern auf Äckern Korn anbauten. Es gab genug Kräuter und Insekten, von denen Vögel sich ernähren konnten. Heute sind Landwirte oft gezwungen, industriell zu wirtschaften und mit Pestiziden und Herbiziden zu arbeiten.

Die Untersuchungen der Wissenschaftler machen deutlich, welche dramatischen Folgen, diese Art der Landwirtschaft hat. Der Filmemacher Heiko De Groot vermittelt in seiner Dokumentation eindrücklich, wie die intensivierte Landwirtschaft das Vogelsterben verursacht und welche Bedeutung Vögel für das Überleben der Menschen haben.

Dokumentation von Heiko De Groot (D 2019, 53 Min)

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Rotkehlchen – Foto: arte-Doku

Das Schweigen der Vögel

Der nachfolgend zitierte SRF-Dokumentarfilm aus der Schweiz hat sich des selben Themas angenommen:

In der Schweiz sind fast 40 Prozent aller Vogelarten bedroht. Einst häufige Arten wie die Feldlerche oder der Kiebitz sind auf wenige Restbestände zusammengeschrumpft. Fachleute sind alarmiert und fordern ein rasches Handeln und Umdenken.

Sie waren die Boten des Frühsommers schlechthin: Die Feldlerche, der Kuckuck oder die Nachtigall. Doch ihr Gesang ist von den Wiesen und Feldern verschwunden. Kaum jemand bemerkt das, denn wer diese Vögel noch nie richtig wahrgenommen hat, vermisst sie auch nicht. Wie kam es soweit? Im Dokumentarfilm «Das Schweigen der Vögel» gehen die Autoren den Gründen nach.

George Gilliéron ist pensionierter Lehrer und Hobby-Ornithologe. Er beobachtete die Vogelpopulationen in seiner Umgebung schon als Kind. Mit 15 Jahren fing er an, in einem Notizheft alle Vögel zu notieren, die er beobachten konnte. Heute kann er auf eine beeindruckende Chronik zurückgreifen. «Hier, wo heute das Maisfeld ist, hatten damals vier bis fünf Lerchen ihr Territorium und man konnte sie singen hören», sagt er. Heute sei das ganz anders. Still sei es, beinahe ausgestorben.

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Nisthilfen für Mehlschwalben – Foto: SRF-Doku

Welche Rolle spielt die Landwirtschaft in Bezug auf die Biodiversität? Um perfekte Ernten einzufahren, verwenden die Bauern Pestizide, die vielen Pflanzen und Tieren schaden. Doch nicht nur die Landwirte sind in der Pflicht. Wir Konsumenten tragen eine grosse Mitverantwortung. «Ein kleiner Fleck oder eine einzige Macke und die ganze Lieferung wird zurückgesendet», sagt Peter Schwab, Gemüse-Landwirt im Berner Seeland.

Für ihn ist klar: Die Bestrebung, mehr Rücksicht auf die Natur zu nehmen, ist richtig. Doch der Spagat zwischen der immer schnelleren und perfekteren Produktion und der Sorge um die Natur ist alles andere als einfach.

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Foto: SRF-Doku

Die heutigen Massnahmen, die Biodiversität zu fördern, sind noch lange nicht ausreichend. Die Natur braucht mehr Schutz. Der Hobby-Ornithologe Jacques Pitteloud bringt es auf den Punkt: «Stellen Sie sich einen Frühling ohne Vogelgezwitscher vor. Eine Welt ohne Natur wäre eine triste und graue Welt. Eine Welt ohne Poesie. Und eine Welt ohne Poesie ist keine schöne Welt.»

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