Efeu – Hedera helix

Harald Knust
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Der Efeu hat einen schlechten Ruf als Baum- und Hauswandschädling, aber dieser Ruf ist völlig ungerechtfertigt. Im Garten ist er ein wahrer Lebensspender, denn im Januar reifen seine Beeren, die ebenso eine wertvolle Nahrungsquelle für Vögel darstellen wie im ganzen Jahr im Efeu lebende Insekten und Spinnen. Er ist nicht nur ein ästhetisches Element, sondern auch ein wertvolles Element im Ökosystem des Gartens, er schützt Hauswände vor Regen und ist ein guter natürlicher Wärmedämmer.

Im Nachfolgenden zitiere ich hier darum gerne den Beitrag von Diplom-Biologin Kristin Wunderlich, der eine Vielzahl der Eigenschaften des Efeu beschreibt und vielleicht darum auch dem Leser eine neue bisher nicht erkannte Wertschätzung vermittelt:

Bild: Efeu-Hauswand mit Nisthöhle für wilde Honigbienen
Efeu-Hauswand mit Nisthöhle für wilde Honigbienen (Bild: Harald Knust)

Drosseln, Gartenrotschwanz, Mönchsgrasmücke, Star, Amsel und Rotkehlchen – sie alle laben sich an den Früchten des Efeus. Gerade jetzt im Winter, wo andere Früchte langsam zur Neige gehen, ist das für viele Vögel eine wertvolle Futterergänzung. Doch nicht nur die Beeren sind wertvoll. Seine Blüten bringt der Efeu erst spät im Jahr hervor, von August bis in den November/Dezember hinein. Wenn nichts mehr blüht, spendet die Rankpflanze Insekten dann ihren wertvollen Nektar. Weil die Blüten völlig offen sind, können viele Krabbeltiere an den nährreichen Saft gelangen: Ameisen, Fliegen, Schwebfliegen, Wespen, Bienen und Falter laben sich an der späten Nektarquelle. Selbst Marienkäfer nutzen in einer Zeit, in der Blattläuse langsam Mangelware werden, gerne den energiereichen Blütennektar. Doch der Efeu ist nicht nur Nahrungsquelle, sondern auch Heimstatt für eine ganze Reihe von Vögeln und Kleintieren. Amsel, Singdrossel, Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, Zilpzalp, Sommergoldhähnchen, Schwanzmeise, Waldbaumläufer, Ringeltaube und Eichelhäher nutzen das dichte Efeugeflecht als Brutstätte. Besonders im Winter suchen Vögel Efeuwände als sichere Schlafplätze auf. Verschiedene Insektenarten, wie die Pochkäferart Ochina ptinoides und die Raupen mehrerer Nachtfalterarten, wie Nachtschwalbenschwanz (Ourapteryx sambucaria) und Schwarzes Ordensband (Mormo maura) sind als Efeunutzer bekannt. Schließlich bietet das Efeudickicht Versteck- und Jagdmöglichkeiten für die verschiedensten Kleintiere, unter anderem Mäuse und Eidechsen.

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Ringeltaube frisst Efeu-Beeren (Bild von Annette Meyer auf Pixabay)

Schädigung von Bäumen

Dem Efeu werden nicht nur im Volksglauben, sondern sogar im Garten- und Waldbau zahlreiche schädigende Wirkungen auf Bäume nachgesagt. So soll er Bäume mit seinen Wurzeln „aussaugen“, die Baumkrone überwuchern und dem Baum das Licht nehmen, die Baumrinde vom Zugang zu Luft und Licht abschneiden, den Stamm „erdrosseln“, den Baum durch sein Gewicht schwächen und die Gefahr von Wind- oder Schneebruch steigern. Nicht zuletzt wirft man dem Efeu vor, mit dem Baum um Wasser und Nährstoffe zu konkurrieren.

Zu den Fakten. Efeu saugt die Bäume nicht aus, denn anders als die Mistel bildet er keine Senkwurzeln, sondern lediglich Haft- und Luftwurzeln aus. Die Haftwurzeln des Efeus können keine Nährstoffe aufnehmen und auch mithilfe der Luftwurzeln findet kein Schmarotzen an den Bäumen statt. Was das Licht betrifft: Efeu wächst vorrangig am Stamm und an starken Ästen. Die für die Photosynthese wichtigen Blätter der Bäume befinden sich im oberen Teil der Baumkrone. Eine schädliche Lichtkonkurrenz ist daher nur bei einem sehr starken Bewuchs möglich. Kleine Bäume wie Weißdorn oder Obstbäume können tatsächlich überwuchert werden. Bei großen Bäumen ist dies unwahrscheinlich. Auch ein „Erdrosseln“ des Stützgehölzes konnte wissenschaftlich nicht bestätigt werden, das haben Untersuchungen der Jahresringe von Bäumen mit Efeubewuchs ergeben. Genauso wenig belegt ist die Behauptung, Efeu könne die Baumrinde von Licht und Luft abschneiden. Völlig absurd ist die Befürchtung, Bäume würden durch Nahrungskonkurrenz im Wurzelbereich benachteiligt. Im Gegenteil: Durch seinen Laubabwurf im Frühjahr verbessert der Efeu das Bodenleben so deutlich, dass seine Anwesenheit für die Stützbäume sogar förderlich ist. Die vermeintliche Schadwirkung des Efeus auf seinen Trägerbaum ist fast immer auf andere Ursachen zurückzuführen. Denn erwiesen ist: Der Efeu geht fast immer mit „seinem“ Baum unter. Würde der Efeu seinen Stützbaum schädigen, dann würde er also an dem Ast sägen, auf dem er sitzt. Unwahrscheinlich!

Ein anderes Thema ist dies bei jungen Bäumen oder kleinen Sträuchern. „Wenn man Efeu an junge Bäume pflanzt, kann man diese gleich mit der Motorsäge behandeln – das kommt aufs Gleiche heraus. Efeu hat ein dichtes Wurzelgeflecht und gewinnt meistens den Kampf um beschränkte Wasser und Nährstoffangebote“, warnt Heino Schwarz von Blumen Schwarz in Schwabach.

Bild: Amsel frisst Efeu-Beeren
Amsel frisst Efeu-Beeren (Bild von Astrid Zellmann auf Pixabay)

Dürfen wir vorstellen: Hedera helix

Hedera helix, der Gewöhnliche oder Gemeine Efeu, ist die einzige in Mitteleuropa heimische immergrüne Kletterpflanze und kommt in der Natur in Eichen- und Buchenmischwäldern, Auwäldern, an Felsen, Mauern und in Gebüschen vor. Das Araliengewächs (Araliaceae) ist ein sogenannter Selbstklimmer und klettert mithilfe kleiner Haftwurzeln, die sich auf nahezu jedem Untergrund verankern können. Der Efeu klettert bis zu 20 Meter hoch und kann über 500 Jahre alt werden – dann bildet er Stämme mit über einem Meter Durchmesser. Nach dem Pflanzen wächst er zunächst recht träge, danach sind besonders nach einem Rückschnitt bis über einen Meter lange Jahrestriebe möglich. Alte Pflanzen bilden plötzlich dickere und aufrecht wachsende, nicht mehr kletternde Triebe. Dabei handelt es sich um die sogenannte Altersform des Efeus. Auch die Blätter wechseln mit dem Alter ihr Aussehen. Junge Pflanzen entwickeln Blätter mit der typischen drei- bis fünflappigen Gestalt. Nach rund zehn bis 20 Jahren vollzieht sich der Übergang in die rundlich-ovale Altersform. Erst dann bilden sich auch die Blüten des Efeus. Sie sind unscheinbar, grüngelb gefärbt und in kleinen Dolden angeordnet.

Bild: Wespe an Efeu-Blüte
Wespe an Efeu-Blüte (Bild von Foto-RaBe auf Pixabay)

Eine Erwähnung als Gartenpflanze findet der Efeu in Deutschland erstmals Mitte des 16. Jahrhunderts. Der schweizerische Arzt und Naturforscher Conrad Gessner, der ein Verzeichnis der Gartenpflanzen Deutschlands anlegte, zählte den Efeu 1561 zu den Gartenpflanzen. Gartenbücher, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts veröffentlicht wurden, nannten auch erstmals seit der Antike wieder Sorten mit panaschierten Blättern. Die Gärten des Barock und der Renaissance boten für den wuchernden Efeu jedoch wenig Raum. Populärer wurde er als Gartenpflanze erst, als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die weiträumigen Landschaftsparks in Mode kamen. Mit der zunehmenden Popularität des Efeus nahm auch die Anzahl der Sorten zu. Eine 1872 in Großbritannien veröffentlichte Efeu-Monografie listete bereits mehr als 200 Sorten auf. Heute kommt der Efeu in etwa 400 Sorten mit einer großen Bandbreite an Blattformen und -farben.

Ansprüche: wenig!

Im Garten wächst Efeu selbst dort, wo die meisten anderen Arten sich nicht durchsetzen können. Der Gewöhnliche Efeu bevorzugt halbschattige bis sehr schattige Standorte. Der Kletterstrauch liebt humus- und nährstoffreiche, kalkhaltige Böden, ist aber anpassungsfähig und gedeiht sogar im trockenen, stark durchwurzelten Boden unter Spitzahorn und Birke. Efeupflanzen kommen gut mit Trockenheit zurecht und benötigen an einem geeigneten Standort keine zusätzliche Bewässerung. Eine Düngung ist nicht notwendig, wenn die Pflanzen auf einem gemulchten Boden wachsen. Wenn Sie Efeu pflanzen möchten, ist das Frühjahr die beste Zeit dafür. Dann sind die Pflanzen bis zu ihrem ersten Winter bereits gut eingewurzelt. In den ersten zwei Jahren nach der Pflanzung tut sich meist nicht besonders viel, aber danach legen die Pflanzen ein kräftiges Wachstum an den Tag. Damit die Klettersträucher sich von Anfang an gut verzweigen, sollte man die Triebe eines frisch gepflanzten Efeus um etwa die Hälfte zurückschneiden. Wer sich Efeu in den Garten holen will, muss aber auf alle Fälle einen langen Atem mitbringen. „Efeu ist eine Diva. Wenn man ihn pflanzt, kann es passieren, dass er erst ein paar Jahre vor sich hinvegetiert, bevor er richtig zum Wachsen anfängt. Efeu pflanzen ist meistens Frust und dauert wirklich lange, bis man hier etwas sieht“, weiß Heino Schwarz.

Der Gemeine Efeu (Hedera helix) ist absolut winterhart. Junge Pflanzen sind allerdings empfindlicher und sollten mit Reisig, Tannenzweigen, Laub oder einer Mulchdecke geschützt werden. Sorten mit buntem Laub vertragen Frosttemperaturen schlechter. Diese Sorten sollten Sie deshalb lieber im Kübel auf dem Balkon oder als Zimmerpflanze pflegen. Junge Pflanzen, die an sonnigen Standorten wachsen, benötigen im Winter einen Schutz vor der Sonne. Hierfür eignet sich ein Vlies optimal. Absolut unerlässlich ist es, Efeu auch im Winter mit Wasser zu versorgen. „Die Pflanze benötigt auch im Winter etwas Wasser um die Blätter bei Sonneneinstrahlung zu kühlen“, rät Fachmann Heino Schwarz. „Fehlt dieses, weil der Boden zugefroren ist, verbrennen die Blätter. Das ist bei Efeu sehr schnell zu beobachten.“

Bild: Maus am Efeu
Maus am Efeu (Bild von JonathanRieder auf Pixabay)

Wärmedämmer, Sichtschutz und Bodendecker

Neben seinen unschätzbaren Qualitäten als Nahrungsquelle, Lebensraum und Unterschlupf für Tiere hat der robuste und immergrüne Efeu natürlich auch viele Vorteile für den Gartenbesitzer. So eignet er sich zum Beispiel ganz wunderbar als Sichtschutz. Er rankt an Zäunen, Drähten, Bambusmatten, Gabionen, auf Totholzhecken oder schlicht gesagt: an fast allem. Er versteckt hässliche Mauern und unschöne Wände. Auch für Fassaden bietet der Efeu viele Vorteile. Er schützt die bewachsenen Flächen vor Regen und vor Spannungsrissen durch starke Temperaturschwankungen und wirkt als Wärmedämmung. Eine Rankhilfe benötigt er in der Regel nicht, da er sich mit seinen Haftwurzeln am Mauerwerk verankert. Wichtig ist allerdings: Die Mauer sollte keine Schäden aufweisen, da der Efeu tatsächlich in vorhandene Risse und Spalten eindringen kann. Daneben ist es wichtig, dass die Fassade das Gewicht der Pflanze tragen kann. Auch als Bodendecker macht der Efeu eine gute Figur: er verdrängt lästiges Unkraut und verschönert kahle Stellen. Vielleicht haben Sie jetzt Lust bekommen, dieser außergewöhnlichen und rundum nützlichen Pflanze ein Plätzchen in Ihrem Garten einzuräumen?

Achtung, giftig!

Sämtliche Pflanzenteile des Gemeinen Efeus sind giftig, besonders aber die Früchte und Blüten, die aber nur bei der Altersform vorkommen. Verzehren Kinder oder Haustiere wie Pferde, Katzen und Hunde die Früchte, besteht eine ernste Vergiftungsgefahr. Zeichen der Vergiftung können schon nach Einnahme von zwei bis drei Beeren auftreten: Brennen im Rachen, Durchfall und/oder Erbrechen, Kopfschmerzen, erhöhter Puls, Krämpfe. Nach Aufnahme großer Mengen können Schock und Atemstillstand auftreten. Dies ist allerdings unwahrscheinlich, da die Beeren sehr bitter schmecken. Bei empfindlichen Menschen kann blühender Efeu auch die Atemwege reizen und zu Husten oder Tränenfluss führen. Bei Schnitt und Pflege von Efeupflanzen kann es außerdem zu Hautreizungen kommen, daher ist das Tragen von Handschuhen und langärmeliger Kleidung empfehlenswert. Die gereizte Stelle sollte unter lauwarmem Wasser gespült und anschließend gekühlt werden.

Wissenswertes zum Efeu

Der Gemeine Efeu entstammt den Tropenwäldern des Tertiärs. Daran erinnern die sogenannten „Träufelspitzen“ an den Blättern, die das Wasser rasch ableiten.

Wegen der enthaltenen Saponine kann Efeu ähnlich wie Seifenkraut als pflanzlicher Waschmittel-Ersatz verwendet werden.

Efeu reinigt die Luft von Benzol, Formaldehyd, Xylolen und Toluol.

Bis 1901 wurde der Efeu (Hedera helix) mit „ph“ geschrieben. So dürfte „Epheu“ vom althochdeutschen „phihouwi“ abgeleitet worden sein, was „ewiges heu“ bedeutete.

Der Efeu wird 200 bis 500 Jahre alt, der verholzte Stamm kann in Ausnahmefällen einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen!

Noch zu Beginn des vorherigen Jahrhunderts dienten bei langen, schneereichen Wintern die für Wiederkäuer wie Ziege und Schafe ungiftigen Efeublätter als Futterpflanze.

Dichter Efeubewuchs entwickelt an Hausfassaden eine beachtliche Isolationswirkung, sodass sich angeblich bis zu 30 Prozent der Heizkosten eingespart werden können.

Wie bei allem macht auch beim Efeu die Dosis das Gift. Arzneien mit Efeu-Extrakten helfen bei angeschlagenen Bronchien und Keuchhusten, da sie schleim- und krampflösend wirken. Heilmittel auf Efeubasis aber bitte ausschließlich in Drogerien und Apotheken kaufen.

Auch in der Homöopathie wird Efeu bei Bronchitis und anderen Atemwegserkrankungen eingesetzt. Hierfür werden nur die Blätter verwendet. 

Bild: Admiral an Efeu-Blüte
Admiral an Efeu-Blüte (Bild von PurpleOwl auf Pixabay)
Quelle: meier-magazin.de 5.2.2023 16.00Uhr

Efeu: natürliche Klimaanlage

Dass Efeu an Außenfassaden klimapuffernd wirkt, ist keine neue Erkenntnis. Wie viel der Außentemperatur durch die Kletterpflanze absorbiert werden kann, zeigen neue Tests einer Forschergruppe um Hans-Georg Edelmann, Professor für Biologie-Didaktik an der Universität zu Köln: Während Sensoren an einer blanken Fassade im Sommer Temperaturen von 50 bis 60 Grad gemessen haben, erhitzte sich die Efeuwand bei gleicher Sonnenbestrahlung auf maximal 31,5 Grad. „Dass der Unterschied so groß ist, hat mich selbst überrascht“, sagt Edelmann. Das macht nicht nur die Raumtemperatur deutlich angenehmer, sondern reduziert auch die mechanische Belastung für die Baumaterialien durch häufiges Auf- und Abkühlen. Die Testversuche zeigen zudem, dass Efeu bis zu 40 Prozent der Feinstaubpartikel auffängt und – wie alle Grünpflanzen – Kohlendioxid absorbiert. Damit verbessert Efeu auch die Luftqualität in seiner Umgebung.

Temperaturmessung an Hauswand (Bild: energie-tipp.de)

Der Botaniker beschäftigt sich unter anderem mit Fassaden, Hitzeinseln und dem Klimawandel. In einer im Juli 2018 vom Bundesamt für Naturschutz publizierten Studie hat er gezeigt, dass Fassadenbegrünung messbare Vorteile für Luftqualität, Sauerstoffproduktion, Hitzebelastung und Artenvielfalt mit sich bringt.

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