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Ganzjährig füttern – ganzjährig helfen!
Jahrzehntelang stand das Füttern von Vögeln in der Kritik der Naturschützer. Zu Unrecht, wie Prof. Dr. Peter Berthold und Gabriele Mohr von der Vogelwarte Randolfzell in vielen Jahren Forschung herausfanden. Wer den gefiederten Gästen ganzjährig gutes Futter anbietet, kann sie nicht nur aus nächster Nähe beobachten, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Vogelschutz.
„Ab den 1960er-Jahren hat das Zufüttern wildlebender Vögel einen ganz neuen Stellenwert bekommen: Es ist inzwischen – wie im Buch gezeigt wird – für viele Arten und Individuen absolut notwendige Überlebenshilfe geworden, wenn wir zumindest Restbestände vieler Vogelarten erhalten wollen.
Durch die Intensivierung der Landwirtschaft, die weitgehend Züge marodierenden Raubbaus angenommen hat, wird die „Kultur“-Landschaft bis auf Monokulturen von Nutzpflanzen regelrecht ausgeräumt. „Un“-Kräuter und „Un“-Geziefer werden mit Bioziden exterminiert, und was dieser Holocaust an Lebensraum und vor allem für Vögel nicht beseitigt, besorgen zudem Überbauung, Verkehr, Lichtverschmutzung, grenzenlose Freizeitaktivitäten und ähnliches.“
Nachdem die Ernährungssituation für viele Vögel inzwischen so prekär geworden ist, dass sie zumindest ihre Jungen nicht mehr erfolgreich aufziehen können, hat Zufüttern nichts mehr mit Gefühlsduselei zu tun! Zweifel an dieser Notwendigkeit werden vergehen, wenn klar wird, dass unseren Vögeln inzwischen Nahrung rund ums Jahr fehlt und dass ihr Energiebedarf im Sommerhalbjahr am größten und deshalb die Zufütterung zum dieser Zeit wichtiger ist als im Winter.
Der MDR hatte Professor Berthold im Sommer 2019 in seinem privaten Garten besucht. Dieser Beitrag soll hier zitiert werden:
Garten für Vögel
In Zeiten von Artenschwund und Insektensterben wird das ganzjährige Füttern der Vögel immer wichtiger, wie der Ornithologe Peter Berthold sagt. Er verfüttert im Sommer in seinem Garten bis zu 150 Meisenknödel täglich. Wie Sie den Tieren zusätzlich zur ganzjährigen Fütterung helfen können, lesen Sie hier.
Vogelfreundlicher Garten: Kurz & knapp
- Obstbäume und -sträucher im Garten pflanzen, die Früchte tragen: Weißdorn, Schlehe, Kornelkirsche, Eberesche, Kirsch-, Apfel- und Birnbäume, Brombeere usw.
- Rosen verwenden, die nach der Blüte Hagebutten bilden
- Disteln, Karden und Stauden pflanzen, die Insekten und Vögeln Nahrung bieten
- Hauswände und Mauern mit Kletterpflanzen zum Brüten und Verstecken begrünen: Wilder Wein, Waldrebe (Clematis), Gartengeißblatt und Efeu
- Ganzjährig und vielfältig füttern: Sonnenblumenkerne und Samenmischungen, Erdnüsse, Früchte, Mehlwürmer und Fettfutter anbieten
- Futterspender verwenden, die das Futter trocken halten und dafür sorgen, dass die Vögel nicht direkt in ihrer Nahrung sitzen
- Vögel je nach Art mit Futterspendern oder am Boden füttern: Amseln und Stare picken gerne auf dem Rasen oder unter Bäumen
- Nistmöglichkeiten anbieten
- Für immergrüne Hecken und Gehölze zum Ausruhen und Schlafen sorgen – auch im Winter
Rund 40 Vogelpaare nisten in Peter Bertholds Garten
„Wir retten mit dem Zufüttern und mit naturnahem Gärten nicht die Welt, aber wir können sehr, sehr vielen Tieren vieler Arten helfen“, sagt Peter Berthold, einer der bekanntesten Vogelschützer Deutschlands. Der mittlerweile 80 Jahre alte Ornithologe hat jahrelang die Vogelwarte Radolfzell der Max-Planck-Gesellschaft geleitet. In seinem privaten Garten am Bodensee hat er ein Vogelparadies geschaffen, mit Futter- und Nistplätzen, Versteckmöglichkeiten und einer Vogelpopulation, die ihresgleichen sucht: „Wir haben in diesem Jahr im Garten 23 Brutvogel-Arten auf 500 Quadratmetern und ungefähr 40 Vogelpaare, die hier nisten“, berichtet Peter Berthold.
Pflanzen für einen vogelfreundlichen Garten
Wie hat er auf vergleichsweise wenig Raum so eine Artenvielfalt geschaffen? Zum einen achtet der Ornithologe auf die Pflanzenauswahl. „Besonders wichtig sind die Disteln. Sie haben lange Blühzeiten, ernähren Unmengen von Insekten und bilden Samen, die bis ins nächste Frühjahr hinein Vogelfutter darstellen“, erklärt der Vogelkundler. Disteln und Karden zählen daher zu den wichtigsten Futterpflanzen, die im Garten angesiedelt werden können.
Zum anderen sorgt Peter Berthold für Nist- und Versteckmöglichkeiten. Selbst ein paar exotische Pflanzen dürfen daher in seinem Garten wachsen. „Viele sagen, Bambus gehört in so einen Garten gar nicht rein. Aber er hat den großen Vorteil, dass er wintergrün ist, so dass sich Vögel bei schlechtem Wetter auch tagsüber in Schutz begeben und vor allem darin nächtigen können“. Schutz finden die Tiere zudem am Haus: Die Fassaden sind voller Kletterpflanzen.
Ganzjährige Vogelfütterung hilft den Tieren
Ein weiterer Grund ist, dass Peter Berthold eine Ganzjahresfutterstelle angelegt hat. „Sonst müssten die anderswohin und die Nachbargärten sehen zum großen Teil aus wie grüne Wüsten „, sagt der Vogelschützer. Füttern ist Bertholds Hauptbeschäftigung im Sommer. Und das, obwohl sein Garten voller Samen und Insekten ist. Aber das reiche nicht aus, meint er. Die Vögel bräuchten inzwischen eine Ganzjahresfütterung.
150 Knödel. Im Winter sind es vergleichsweise in derselben Zeit ein bis zwei bis maximal fünf Knödel, also so groß sind die Unterschiede“, berichtet er. Während der Aufzucht müssten die Vogeleltern arbeiten wie die Irren, von morgens bis abends. „Wenn sie ohne Fett leben müssten und die Insekten selber fräßen, würden in der Zwischenzeit die Jungen im Nistkasten verhungern.“
Mehlwürmer als Proteinquelle für Vögel
Das will Peter Berthold unbedingt verhindern. Deshalb füttert er nicht nur Samen, Körnermischungen und Fettfutter. Er verwöhnt Spatzen, Amseln und Stare zudem mit Mehlwürmern. „Das ist heute notwendig geworden, weil in der freien Natur kaum noch Insekten zu finden sind – bei einer Abnahme um 80 Prozent innerhalb von 30 Jahren. Und auf den humusarmen Äckern gibt es kaum noch Regenwürmer“, sagt der Ornithologe. Mehlwürmer reichen als Alleinnahrung zwar für Singvögel nicht aus, sind aber eine beliebte Proteinquelle.
In den Sommerurlaub fährt der Vogelschützer übrigens nie. Das will er seinen Vögeln nicht antun.
Das Video im MDR
Quelle: MDR
Peter Berthold: „Da mit systematischer Zufütterung – vor allem Ganzjahresfütterung – viele und auch immer mehr gefährdete und sogar vom Aussterben bedrohte Arten erreicht werden, ist das Füttern wildlebender Vögel inzwischen absolut praktizierter Vogel-, Arten- und Naturschutz und noch dazu der einzige mit sofortiger Wirkung. Und im Umkehrschluss: Wer heute noch das Füttern wildlebender Vögel (mit Einschränkungen bei Straßentauben und Wasservögeln) ablehnt, ist kein Vogelfreund, sondern ein Vogelfeind – sei es aus Dummheit oder niederen Beweggründen. Und nun frohen Herzens und besten Gewissens zur Praxis!“
Das Buch
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„Als ich dieses Buch in die Hände bekommen habe, habe ich als erstes gedacht: Endlich, denn ein solches Buch hat auf dem deutschsprachigen Markt wirklich gefehlt, und als ich es durchgelesen hatte, hätte ich mir gewünscht […] dass dieses Buch in millionenfacher Auflage gedruckt und an alle […] Haushalte verteilt würde. Damit wäre dem Vogelschutz in Deutschland mehr gedient als durch noch so ausgefeilte Gesetzgebungen, rote Listen oder Resolutionen der verschiedenen Art.“ (N. Rieder, Zool. Inst. Univ. Karllsruhe, BNA-Aktuell 1, 2007)
„Dem wichtigen […] Buch […] ist […] weite Verbreitung […] und Anwendung der höchst kompetenten Empfehlungen zu wünschen.“ (H.-W. Helb, Univ. Kaiserslautern, Polichia-Kurier 23: 62, 2007)
Hartnäckig hält sich der Irrglaube, in der Natur finde sich genug Futter für unsere heimischen Vögel. Mit diesem und vielen weiteren Mythen räumt Prof. Peter Berthold in seinem Bestseller „Vögel füttern aber richtig“ auf. Er hält ein leidenschaftliches, faktenkundiges Plädoyer für die Ganzjahresfütterung und führt in die Praxis der vogelfreundlichen Fütterung ein.
Ein Plädoyer
Die Vogelwelt Europas schrumpft dramatisch. Die Vogelbestände nehmen quer durch alle Arten ab. Manche einstmals häufige Art ist in Deutschland bereits zur Seltenheit geworden. Die menschlichen Eingriffe in die Natur fordern ihren Preis: Natürliche Futterquellen werden rar.
Der renommierte Vogelexperte Professor Peter Berthold forscht seit Jahrzehnten zum Zusammenhang von Umwelt und Vogelbestand. Leicht verständlich referiert er die Erkenntnisse aus vier Jahrzehnten eigener und internationaler Forschung: Die Ganzjahresfütterung bedroht keine Vogelbestände, sie ist unsere letzte Chance die Artenvielfalt zu erhalten.
Ein Grundlagenbuch
Im Rahmen von Prof. Bertholds Forschung und seines privaten Engagements wandern Jahr für Jahr Hunderte Meisenknödel durch seine Hände in die diversen Futterstellen. In „Vögel füttern aber richtig“ präsentiert er die Ergebnisse seiner Arbeit in ganz praktischer Hinsicht.
Er stellt
- unterschiedliche Futtermittel für die verschiedenen Vogelarten ebenso vor wie
- die optimale Darreichungsform, vom Boden bis zum Silo und
- präsentiert Analysen, welche Vögel wie viel Futter in welcher Zeit des Jahres benötigen.
Der interessierte Laie findet einen fachkundigen Einstieg in die Ganzjahresfütterung, der ambitionierte Naturschützer eine systematische Grundlage für seinen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.
Ein Praxisbuch
„Vögel füttern aber richtig“ ist eine Anleitung für konkreten Vogelschutz das ganze Jahr über. Prof. Berthold bietet Rat und Hilfestellung bei ganz konkreten Alltagsproblemen der Ganzjahresfütterung und behandelt folgende Themen:
- Selbstgemachte Futtermischungen
- Futterhaus im Eigenbau
- Hygienemaßnahmen an der Futterstelle
- Rechtliche Grundlagen der Vogelfütterung
- Und vieles mehr.
Auch der umfangreiche Artenteil bietet praktische Tipps bei der ganzjährigen Vogelfütterung. Mit seiner Hilfe lassen sich die Besucher an der Futterstelle nicht nur bestimmen, er bietet zudem Informationen über das bevorzugte Futter und die optimale Darreichungsform. Denn für eine Wacholderdrossel gibt es kaum etwas Größeres als ein Apfelstück am Boden, das sie eifrig verteidigt.