Die Wildkatze – Tier des Jahres 2018

Harald Knust
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Hallo Deutschland!

Die Deutsche Wildtier Stiftung berichtet:
Foto: Deutsche Wildtier Stiftung
Foto: Deutsche Wildtier Stiftung

Die Europäische Wildkatze wurde von der Deutschen Wildtier Stiftung zum „Tier des Jahres 2018“ ernannt. Wildkatzen sind keineswegs verwilderte Hauskatzen! Sie unterscheiden sich schon optisch: alle haben eine gelblich-graue Unterwolle, einen stumpf endenden Schwanz mit zwei bis drei schwarzen Ringen und eine fleischfarbene Nase. Wildkatzen sind – im Gegensatz zu ihren domestizierten Verwandten – außerdem selten.

Naturnahe Wälder und Halboffenlandschaften – das sind die Lebensräume der Europäischen Wildkatze. Nachtaktiv und immer „in Deckung“ ist sie von uns Menschen nur selten zu beobachten. Als geschickter Mäusejäger verlässt sie meist nur bei Dunkelheit den Waldrand oder andere Versteckstrukturen. Mit unserer Hauskatze hat sie nur wenig gemein. Diese geht auf die afrikanische Falbkatze – einer Schwesterart der Europäischen Wildkatze – und andere Kleinkatzen des Orients zurück und kam einst mit den Römern über die Alpen.

„Die streng geschützte Art ist auf Schutzmaßnahmen und den Erhalt naturnaher Wälder sowie hecken- und gehölzreiche Kulturlandschaften angewiesen“, sagt Malte Götz. Der Biologe und Wildkatzenexperte der Deutschen Wildtier Stiftung betont, wie wichtig das Engagement ist: „Denn noch immer bleibt vieles über die ökologischen Ansprüche der Wildkatze im Verborgenen. Ihr Lebensraum ist der Wald und sie sind überwiegend in der Dämmerung und der Nacht aktiv.“ Wie weit menschliche Aktivitäten in Wäldern, wie zunehmender Verkehr auf Waldwegen oder der Betrieb von Windenergieanlagen – das Verhalten und die Lebensbedingungen der Wildkatzen beeinflussen, ist bisher nicht erforscht. „Die Deutsche Wildtier Stiftung untersucht mit Hilfe von Wildkatzenexperten in einem insgesamt dreijährigen Forschungsprojekt in Rheinland Pfalz, wie sich eine zunehmende menschliche Nutzung von Wäldern, in denen die Wildkatze lebt, mit dem Artenschutz verträgt. Ziel des Wildkatzenschutzes ist eine Wiederbesiedlung aller geeigneten Waldlebensräume.“

Im Spätherbst bereitet sich die Wildkatze auf den Winter vor. Sie ist ständig auf der Suche nach Nahrung. Nur wer sich mit Mäusen – vor allem Wühlmäuse stehen auf der Speisekarte – ausreichende Fettvorräte angefressen hat, kommt gut durch den Winter. Der Herbst ist leider auch die Jahreszeit, in der viele Wildkatzen ihr Leben durch Unfälle auf den Straßen verlieren. „Gerade junge, unerfahrene Tiere werden auf der Suche nach einem eigenen Streifgebiet häufig überfahren“, sagt der Biologe Malte Götz. „Gerade aber auch der hohe Verluste geschlechtsreifer Tiere, die für die Reproduktion so wichtig sind, hat einen negativen Einfluss auf die Populationen.“

Foto: Deutsche Wildtier Stiftung
Foto: Deutsche Wildtier Stiftung

Geschätzte Wildkatzen-Population in Deutschland im Jahr 2017: zirka 6.000 Tiere

Steckbrief:
  • Name: Felis silvestris silvestris
  • Alter: bis zu 12 Jahre
  • Gewicht: 2 – 7 kg
  • Hörvermögen: Die Wildkatze kann sehr gut hören und so Beutetiere auch in dichter Vegetation oder in der Dunkelheit wahrnehmen. Durch die unabhängig voneinander in fast alle Richtungen beweglichen Ohren, kann das Beutetier schnell lokalisiert werden.
  • Nahrung: Reptilien, Amphibien, Kleinsäuger, Fische
  • Feinde für Jungtiere: Baummarder, Fuchs, Luchs, Uhu
Pfotenabdruck und Größe einer Wildkatze
Pfotenabdruck und Größe einer Wildkatze
Foto: Deutsche Wildtier Stiftung
Foto: Deutsche Wildtier Stiftung
Merkmale:

Das dichte und im Winter lange Fell ist grau mit gelblichem Unterton und einer eher verwaschenen, oftmals kaum sichtbaren Tigerzeichnung beim erwachsenen Tier. Junge Wildkatzen weisen dagegen eine sehr viel kontrastreichere Zeichnung auf. Markant ist der buschige Schwanz mit 2-3 dunklen Ringen und einem auffällig stumpfen, dunklen Ende. Von der Stirn ziehen sich dunkle Streifen zwischen den Ohren bis in den Nacken. In der Rückenmitte verläuft der Aalstrich, eine dunkle Linie.

Streifgebiete:

Wildkatzen sind Einzelgänger, die im Vergleich zur Körpergröße sehr große Aktionsräume nutzen. Das Streifgebiet der Kater ist mit 1.500 bis 3.000 Hektar in etwa so groß wie das unseres Rotwildes. Es umfasst das mehrerer weiblicher Katzen, die mit 300 bis 800 Hektar deutlich kleinere Räume nutzen. Während Katerstreifgebiete große Überlappungsbereiche aufweisen, nutzen Kätzinnen ihre Reviere exklusiver; sie grenzen sich strenger von anderen weiblichen Aktionsräumen ab. Große Teile des Streifgebietes werden von beiden Geschlechtern sehr regelmäßig kontrolliert.

Foto: Deutsche Wildtier Stiftung
Foto: Deutsche Wildtier Stiftung
Lebensweise:

Wildkatzen leben vor allem in strukturreichen Laub- und Mischwäldern mit Lichtungen und Waldwiesen, die es in vielen Mittelgebirgsregionen in Deutschland noch gibt. Von dort wandern die überwiegend nachtaktiven Tiere entlang versteckreicher Hecken, Wegränder und Ufer von Fließgewässern auch bis in die offene Kulturlandschaft. Hier werden Brachen und Grünlandflächen als ergiebige Jagdhabitate, aber auch benachbarte Waldlebensräume aufgesucht. Ausschlaggebend für die Nutzung offener Lebensräume ist ein ausreichendes Angebot deckungsbietender Strukturen. Auch artenreiche Halboffenlandschaften, die in unserer Kulturlandschaft leider kaum noch existieren, bieten Lebensräume für Wildkatzen.

Foto: Deutsche Wildtier Stiftung
Foto: Deutsche Wildtier Stiftung

Weitere Informationen finden Sie bei der Deutschen Wildtier Stiftung hier:

Wildkätzchen im Wald lassen!

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland berichtet:

Im Frühjahr, wenn die Wildkatzen ihren Nachwuchs zur Welt bringen, kommt es immer wieder vor, dass die Jungen von Wanderern mitgenommen werden. Tierfreunde halten sie für ausgesetzte Hauskätzchen. Zuhause oder beim Tierarzt ist die Überraschung dann groß: Die Kätzchen lassen sich nicht zähmen. Sie müssen aufwendig mit der Hand aufgezogen und wieder ausgewildert werden.

Wer also beim Waldspaziergang maunzende Katzenkinder sieht oder hört, hat vielleicht eine Wildkatzenfamilie entdeckt. Jetzt heißt es: Bitte nicht stören! Sollte ein junges Kätzchen jedoch verletzt oder alleine aufgefunden werden, informieren Sie bitte den BUND.

Hier finden Sie Ihre Ansprechpartner beim BUND e.V.:

Die Wildkatze in Europa

Europäische Wildkatze - Verbreitung nach BUND e.V.
Europäische Wildkatze – Verbreitung nach BUND e.V.

Ursprünglich besiedelte die Wildkatze ganz Europa. Heute kommt sie nur noch auf der iberischen Halbinsel, in Schottland, Italien, auf dem Balkan, in Ostfrankreich bis Belgien und in Teilen West- und Mitteldeutschlands vor. Zwischen diesen Vorkommen findet aufgrund der großräumigen Isolation vermutlich kaum ein Austausch mehr statt. Dem Verbreitungszentrum in Mitteldeutschland kommt eine Schlüsselrolle als Bindeglied zwischen den Vorkommen Ost- und Westeuropas zu.

Die Wildkatze in Deutschland

In Deutschland gibt es zwei Hauptverbreitungsgebiete: Der Süd-West-Komplex mit Eifel, Hunsrück, Pfälzer Wald und Taunus beherbergt die bedeutendste deutsche Wildkatzenpopulation. Der Nord-Ost-Komplex umfasst Vorkommen im Harz, Solling, Hainich und Nordosthessischen Bergland. In Bayern ist es im Spessart gelungen, Wildkatzen wieder anzusiedeln.

Damit steht das Bundesland Hessen in einer besonderen Verantwortung: Die hiesigen Wälder sind das Verbindungsstück zwischen den beiden großen deutschen Wildkatzenvorkommen!

Wildkatzenwegeplan Deutschland

Die Europäische Wildkatze in Deutschland

Weitere Informationen zur Wildkatze des Bund e.V.  hier: Ein Rettungsnetz für die Wildkatze

Titelfoto: Deutsche Wildtier Stiftung

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